Glossar
Wie jede Szene hat auch Poetry Slam seine eigenen Begriffe, die für Aussenstehende nicht sofort zugänglich oder verständlich sind. Damit sich aber wirklich alle gleich zur Slamily zugehörig fühlen dürfen, erklären wir euch gern die wichtigsten:
Poetry Slam
Der Dichterwettbewerb, bei dem die Slam Poet:innen mit ihren selbst egschriebenen Texten gegeneinander antreten. Nie und nimmer ist damit ein Text gemeint, der bei einem solchen Wettbewerb vorgetragen wird. Nur schlechte Deutschlehrer:innen und Poser:innen auf Telegram verwenden somit die Formulierung «einen Slam geschrieben» – einzige Ausnahme: Der Slam Poet Nikita Gorbunov hat tatsächlich einmal einen ganzen Slam geschrieben, also ein Theaterstück, bei dem ein ganzer Poetry Slam inszeniert mit verschiedenen Auftritten inszeniert wurde. True Story.
Texte
So langweilig der Begriff klingen mag, aber so heisst, was bei einem Poetry Slam vorgetragen wird. Texte. Nicht: Slams. Nicht: Slamgedichte. Nicht Rhymes. Weil es müssen keine Gedichte sein und reimen muss es sich auch nicht. Auch wenn es darf. Ganz grundsätzlich darf der Text eine:r Slampoet:in fast alles. Zum Lachen bringen. Zum Weinen auch. Die Ohren rauspusten. So still geflüstert werden, dass man die Worte nur noch versteht, wenn der ganze Saal den Atem anhält. All das kommt vor. Manchmal gleichzeitig.
Slam Poet:innen/(Poetry) Slammer:innen
Die im Wettbewerb Auftretenden. Wer bei einer CH-Meister:innenschaft auftreten darf, hat eine bestimmte Anzahl an Auftritten bereits unter dem Gürtel – das heisst nicht, dass alles alte Häs:innen sind, jedes Jahr sind auch Newcomer:innen mit dabei und das nicht nur im U20-Wettbewerb. Die Seine ist auch nach zwanzig Jahren in der Schweiz noch dynamisch und lebt insbesondere davon, dass der Zugang enorm niederschwellig funktioniert und neue Slammer:innen schnell integriert sind, egal, wie alt sie sind oder woher sie kommen.
Moderator:innen
Die Personen, die durch die Runden führen, die Auftretenden ankündigen, das Publikum animieren, Jurynoten einholen und dem Publikum die Regeln erklären. Die Moderator:innen stehen dabei nicht im Zentrum der Veranstaltung als Showmaster:innen, sondern sind wie gute Schiedsrichter:innen im Fussball dafür besorgt, dass die Slammer:innen glänzen können. Nicht ganz alle, aber doch die meisten Moderator:innen sind selbst Slampoet:innen – gerade an Meisterschaften werden die Runden häufig von alten Veteran:innen der Szene moderiert, die selber nicht mehr am Wettbewerb teilnehmen
Bout Manager:innen
Eine Funktion, die in der Öffentlichkeit kaum in Erscheinung tritt, aber für den Ablauf der Runden unverzichtbar ist: Die Bout Manager:innen wählen vor der Veranstaltung die Mitglieder der Jury aus und briefen diese zu ihren Aufgaben. Sie entscheiden nach Rücksprache mit den Moderator:innen (und dem OK der Meisterschaften) über Regelauslegungen und -verstösse, dokumentieren die Noten und sind ganz grundsätzlich die Troubleshooters, wenn etwas schief läuft.
Slammaster:innen
Die Veranstalter:innen, welche das Jahr durch Poetry Slams im ganzen Land veranstalten. Häufig sind sie selber auch Slam Poet:innen und/oder Moderator:innen, aber es gibt durchaus prominente Veranstalter:innen, welche das Rampenlicht lieber anderen überlassen. Für die Slammaster:innen sind die Meister:innenschaften DER Anlass des Jahres, um neue Gesichter zu entdecken, neue Texte zu hören und die Lineups fürs kommende Jahr zu scouten.
Slamily
Die selbsterklärte Familie der Slamszene: Der Begriff beinhaltet alle Slampoet:innen, egal, ob sie noch aktiv sind oder nicht, alle Moderator:innen, Slammaster:innen, Fans, Freunde und zugewandte Orte. So pathetisch der Begriff klingen mag, so ernst ist er gemeint: Die Slamily ist inklusiv, eine wilde, weide Bande, ein Supportnetzwerk und ein loser Freundeskreis zugleich und dabei so divers, dass es kaum jemanden gibt, der sich aussen vor gelassen fühlen muss. Zugegebenermassen: Es hilft, eine laute Stimme und ein bisschen ADHS zu haben. Aber eine Voraussetzung ist es nicht.